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DEWEZET vom 29. Mai 2008
Algenblüte sorgt für eklige Schlieren-Teppiche
Jahreszeitliches Phänomen ohne gesundheitliche Auswirkungen / Keine Blaualgen in der Weser
Karin Rohr

Unappetitliche Schlieren-Teppiche beeinträchtigen zurzeit das optische Vergnügen, wenn man bei der Hamelner Schleuse auf die Weser schaut. Die Ursache: Eine explosionsartig auftretende Algenblüte, die jahreszeitlich bedingt nur temporär auftritt. Gesundheitliche Schäden sind nicht zu befürchten, versichert die Stadt Hameln. Und toxische Blaualgen, Indikator für schlechte Wasserqualität, gebe es in der Weser auch nicht.
Hameln. „Igitt, ist das eklig!“ Angewidert nehmen Passanten derzeit die trüben Fluten der Weser im Bereich der Hamelner Schleuse und an den Uferzonen wahr. Dort bilden Schaum und gelblich-braune Schlieren einen unappetitlichen Film, mit dem man nicht gerade gesunde Gewässer assoziiert. Grund zur Sorge besteht trotzdem nicht. Verursacher ist die sogenannte „Algenblüte“, ein Phänomen, das alle Jahre wieder auftritt. „Die Intensität ist allerdings sehr unterschiedlich und kann von Jahr zu Jahr variieren“, erklärt Stadtpressesprecher Thomas Wahmes und beruhigt: „Algenblüte ist ein normaler, temporärer Vorgang.“ Eine gesundheitliche Gefährdung sei ausgeschlossen. Es handele sich lediglich um eine optische Beeinträchtigung.
Winzige Mikro-Algen vermehren sich

Bei der „Algenblüte“ wie man sie derzeit auf der Weser erlebt, handelt es sich überwiegend um winzige, einzellige und mit bloßem Auge nicht sichtbare Mikro-Algen. Mit Hilfe von Sonnenlicht und durch Photosynthese wachsen sie und vermehren sich, nehmen als Nährstoffe vor allem Phosphate und Stickstoffe auf. Bei einer Massenentwicklung spricht man von einer „Algenblüte“, die sich durch Trübung, Verfärbung und Schaumbildung auf dem Wasser zeigt. Drei Faktoren sind die Ursache für „Algenblüte“:
Wassererwärmung, zusätzlich begünstigt durch geringere Wasserführung nach Trockenheit. Sonneneinstrahlung über längere und stärkere Dauer. Überversorgung mit Nährstoffen, zum Beispiel aus Einträgen aus Landwirtschaft oder aus Kläranlagenabläufen.
„Momentan treten wohl mehrere Ursachen zusammen auf und führen zu der starken Algenblüte in der Weser“, vermutet Thomas Wahmes, schließt dabei aber toxische Blaualgen, die zu Übelkeit, Durchfall, Erbrechen und allergischen Reaktionen führen können, ausdrücklich aus.
Nur ein temporäres, optisches Problem

Als temporäres (sprich: zeitlich begrenztes) Problem wertet auch Thomas Brandt die Algenblüte in der Weser: „Durch starke Regenschauer wird der obenauf liegende Dünger eingespült und sorgt für eine explosionsartige Vermehrung der Algen.“ Der wissenschaftliche Leiter der „Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer“ in Winzlar weiß aber aus Erfahrung: „Fließgewässer haben bessere Chancen, diese Algenblüte zu verarbeiten als stehende Gewässer.“ Die Ursachen für die starke Algenblüte führt der Öko-Experte nicht nur auf die oben genannten Faktoren zurück, sondern auch auf Verwirbelungen an den Staustufen der Weser und auf Kraftwerke wie Grohnde zurück, die durch die Zurückführung von Kühlwasser die Weser erwärmen: „Da summieren sich viele Ursachen.“
Grundsätzlich aber gilt für Brandt: „Alge ist nicht gleich Alge.“ Und so gebe es Algen, die durchaus als Indikatoren für die Wasserqualität herangezogen werden. „Ein Indikator für schlechte Wasserqualität ist zum Beispiel die Blaualge“, so der Biologe. Und die gibt’s – wie Wahmes bestätigt hat – in der Weser nicht.
Auch wenn derzeit an Buhnen, Uferzonen, Wehren und Schleusen die Weser nicht gerade einladend aussieht – Schaum und unappetitliche Schlieren sind nur eine Frage der Zeit. Mit einer erhöhten Salzzufuhr durch die K+S-Werke hat die Blüte nichts zu tun. Denn: Algen „blühen“, jahreszeitlich bedingt, sowohl in Salz- als auch Süßwasser.
Fotos: Wal/ul