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DEWEZET vom 29. Mai 2008
Die Weser ist salziger als vor einem Jahr
Labor analysiert Proben vom Wochenende / Eigene Messstation der Deutschen Umwelthilfe
Neue Messungen ergaben: Die Weser wird salziger.
Foto: Dana
Hameln (CK). Gerhard Paschwitz hatte es geahnt, bevor er am Wassersporttag des vergangenen Wochenendes in die Fluten der Weser sprang: Die Salzbelastung des Flusses hat, verglichen mit dem Vorjahr, zugenommen. Um diese Vermutung zu untermauern, hatten Paschwitz und mehrere Ratskollegen Wasserproben am Anleger an der „Pluto“ entnommen und sie im Labor der Kläranlage untersuchen lassen. Ergebnis: Die Chloridwerte waren deutlich erhöht.
Vor rund einem Jahr hatten Experten der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (Lufa) im Auftrag der Dewezet in Höhe Wehrbergens ebenfalls Proben entnommen und analysiert. Ergebnis der Messreihe damals: Morgens um 7.30 Uhr befanden sich 351 Milligramm Chlorid in der Weser, um 16.30 Uhr waren es 385 Milligramm bei einem Pegelstand von 168. Hintergrund für diese Messung sind nach wie vor die Pläne der Firma Kali+Salz, vermehrt Salzabwässer über die Werra in die Weser einzuleiten.
Salzabwasser schädigt Lebensgemeinschaften
Die Messung durch die Politiker (Pegelstand 146), bei der neben der Chloridbelastung auch die Parameter Ammonium-Stickstoff, Nitrat-Stickstoff und Gesamt-Phosphor untersucht wurden, ergab bei Chlorid einen Wert von 414 Milligramm je Liter, also deutlich höher als im Vorjahr. Die Frage, inwieweit diese Ergebnisse aussagekräftig sind, beantwortet Andreas Fischer vom Lufa-Labor so: „Natürlich gibt es für Messungen eine DIN-Norm; beispielsweise muss die Schöpfkelle in Fließrichtung gehalten werden. Aber die Unterschiede zwischen der jetzigen Art der Messung und unserer werden nicht so groß sein.“ Eigentlich hält Fischer die Aktion und das, was dabei herausgekommen ist, für „okay“ – das Ergebnis könne durchaus als Richtwert angesehen werden.
Für den Parameter Chlorid gibt die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (Lawa) für den guten Zustand einen maximalen Chloridgehalt von 100 mg/l an. Ab 200 mg/l seien erste ökologische Beeinträchtigungen zu erwarten. Eine dauerhafte Einleitung von Salzabwasser in die Werra, so heißt es, führe zu einer Schädigung der Lebensgemeinschaften in den Gewässern, belaste das Grundwasser und schränke landwirtschaftliche, wasserwirtschaftliche und touristische Nutzung und Trinkwassergewinnung ein.Eine Alternative zu der jetzigen Entsorgung in den Untergrund und zur Einleitung sei also zwingend erforderlich.
Die Deutsche Umwelthilfe in Hannover, die eng mit dem „Büro am Fluss“ in Höxter zusammenarbeitet, hat auf dem Raddampfer „Wappen von Minden“ jetzt übrigens eine eigene Messstation installiert. Die gesammelten Daten werden auf ein Display projiziert, damit auch die Passagiere sie verfolgen können; außerdem werden sie ins Internet gestellt.
Noch liegen keine Messergebnisse vor, denn laut Projektleiter Kevin Schulz befindet sich das Ganze derzeit erst in der Erprobungsphase. Schon im kommenden Monat aber will er mit ersten Ergebnissen aufwarten, die von verschiedenen Projektschulen entlang des Flusses, darunter auch von Schülern des Albert-Einstein-Gymnasiums in Hameln, ausgewertet werden. Schulz: „Da das Thema Weserversalzung anschließend in den Unterricht integriert wird, können wir auf diese Art und Weise zugleich Umweltbildung betreiben“.
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© Dewezet 29. Mai 2008